Charidjiten

Charidjiten
Charidjiten
 
[xaridʒ-], Kharidjiten [xaridʒ-], Chawaridj [xawa'ridʒ; arabisch »die Ausziehenden«], ursprünglich die Anhänger des Kalifen Ali (Ali Ibn Abi Talib), die sich nach der Schlacht von Siffin (657) von ihm trennten, weil er sich einem Schiedsgericht über seine und Moawijas Ansprüche auf das Kalifat unterwerfen wollte. Sie betrachteten alle übrigen Muslime als todeswürdige Ketzer und bildeten etwa zwei Jahrhunderte lang im heutigen Irak und Iran eine ernste Bedrohung der Omaijadenkalifen. Unter den verschiedenen Richtungen erlangten die in der Mitte des 7. Jahrhunderts entstandenen und nach ihrem Begründer Abd Allah Ibn Ibad al-Murri benannten Ibaditen die größte Bedeutung. Ihre religionspolitischen Bestrebungen verbanden sich in Nordafrika mit dem Freiheitsdrang der Berber. Hier bestand unter der Dynastie der Rustamiden 777-909 ein ibaditischer Staat mit Zentrum im algerischen Tahert, dessen Herrscher als Imame aller Ibaditen anerkannt wurden. Heute bestehen ibaditische Gemeinden in Oman, in Nordafrika im Mzab, in Ouargla, im Djebel Nefusa und auf der Insel Djerba (insgesamt etwa 2 Mio. Mitglieder). V. a. im Oman, wo der Sultan und über 70 % der Bevölkerung der ibaditischen Gemeinschaft angehören, finden jüngste Bestrebungen einer »ibaditischen Renaissance« eine breite, auch staatliche Unterstützung. Im Mittelpunkt steht dabei die äußerst strenge Auslegung der islamischen Pflichtenlehre (v. a. das Almosengeben und die Pflicht zur gegenseitigen Hilfeleistung innerhalb der ibaditischen Gemeinde).
 
 
E. A. Salem: Political theory and institutions of the Khawārij (Baltimore, Md., 1956);
 W. Schwartz: Die Anfänge der Ibaditen in Nordafrika. Der Beitr. einer islam. Minderheit zur Ausbreitung des Islam (1983).

Universal-Lexikon. 2012.

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